Was als geplatzte Immobilienblase in den USA begann, führte zu einer der schwersten Wirtschaftskrisen weltweit. Die deutsche Agrarwirtschaft ist davon ebenso betroffen wie andere Branchen auch, allerdings nicht im gleichen Ausmaß. „Da in Krisenzeiten Nahrungsmittel weiterhin nachgefragt werden, kommt die Agrarwirtschaft bislang etwas besser davon. Landwirte spüren die Krise hierzulande vor allem an der starken Zunahme von Preisschwankungen auf den Märkten. Diese wirken sich derzeit negativ auf das Einkommen der Betriebe aus", so Dr. Horst Reinhardt, Mitglied des Vorstands der Landwirtschaftlichen Rentenbank in Frankfurt am Main. Abgesehen von einigen wenigen Agrarprodukten wie beispielsweise Kartoffeln und Schweinen seien Preisschwankungen früher überwiegend durch die Markt- und Preispolitik der EU aufgefangen worden. Doch mit den veränderten agrarpolitischen Rahmenbedingungen und einer fortschreitenden Liberalisierung der Agrarmärkte müssten Landwirte diese Risiken zunehmend selbst tragen. Dennoch seien die langfristigen Aussichten für deutsche Landwirte bei aller Skepsis durchaus positiv. Die weltweite Nachfrage nach Agrarprodukten werde auch die Marktpreise wieder anziehen lassen. Mit der weiteren Globalisierung würden die Ereignisse auf den Weltmärkten näher an die europäischen Binnenmärkte heranrücken. Von den Landwirten werde dies sowohl ein Mehr an Flexibilität bei wirtschaftlichen Entscheidungen verlangen als auch den Einsatz geeigneter Instrumente des Risikomanagements.
Die Edmund Rehwinkel-Stiftung hat ihre Ausschreibung 2009 dem aktuellen Thema Finanzkrise und volatile Märkte gewidmet. Sie förderte fünf Studien, die mit unterschiedlichem Fokus Auswirkungen untersucht haben und konkrete Lösungen vorschlagen. Die Ergebnisse der Studien wurden auf dem Symposium der Stiftung vorgestellt und diskutiert.
Das Team um Prof. Schmitz von der Universität Gießen untersuchte in seiner Studie anhand einer makroökonometrischen Analyse insbesondere die Auswirkungen der Finanzkrise auf die deutsche Land- und Ernährungswirtschaft. Die Ergebnisse zeigen Handlungsempfehlungen für die Politik, speziell Maßnahmen der Stabilisierung und strukturpolitische Eingriffe, auf. Prof. Grethe von der Universität Hohenheim sowie Prof. Kirschke und Prof. Odening, beide Humboldt-Universität zu Berlin, richteten ihr Augenmerk vor allem auf die Ertrags- und Preisstabilität der Agrarmärkte in Deutschland und der EU. Im Mittelpunkt ihrer Studie standen sowohl betriebswirtschaftliche als auch agrarpolitische Implikationen. Mit der Reaktion von Marktfrucht- und Veredlungsbetrieben auf die zunehmenden Ertrags- und Preisschwankungen befassten sich Prof. Latacz-Lohmann (Universität Kiel) und sein Team. Auch Prof. Theuvsen und seine Kollegen von der Universität Göttingen nähern sich ihrem Thema aus einem strategischen Blickwinkel. Sie ermittelten anhand von Befragungen, welche Auswirkungen die Strategien der Ernährungswirtschaft auf die Landwirtschaft haben. Sehr praxisorientiert ist die Studie von Dr. Stiens (raiffeisen.com GmbH) zum Internet-Agrarbörsencenter angelegt. Er und seine Kollegen nahmen die zunehmende Preisunsicherheit zum Anlass, ein Informationsportal für Landwirte zu entwickeln. Im Internet können diese aktuelle Kurse der Warenterminbörsen verfolgen.
Die Rentenbank hat die Ergebnisse der Forschungsarbeiten im soeben erschienen Band 26 ihrer Schriftenreihe veröffentlicht. Interessenten erhalten die Publikation kostenlos (Tel. 069-2107-363; Fax -447; www.rentenbank.de).
Service:
Die Edmund Rehwinkel-Stiftung der Landwirtschaftlichen Rentenbank wurde 1974 zur Erinnerung an den früheren Bauernpräsidenten und langjährigen Vorsitzenden des Verwaltungsrates der Rentenbank ins Leben gerufen. Ziel der Stiftung ist die Förderung wissenschaftlicher Arbeiten mit einem hohen unmittelbaren Nutzen für die Landwirtschaft. Einmal im Jahr schreibt sie ein aktuelles Schwerpunktthema aus, an dem sich alle Interessierten mit einer Projektskizze um Förderung bewerben können.